Verfolgt man die Bestsellerlisten der amerikanischen Tageszeitungen, wird schnell klar, dass sich die Leute in Übersee mit Finanzen beschäftigen. Die Frage, wie man reich wird, fasziniert die Amerikaner. Dutzende selbsternannte Finanzexperten versprechen schnelles Geld bei wenig Arbeit. Jetzt drängen sie mit Büchern, Webinaren und Workshops auf den europäischen Markt.
T. Harv Eker, Finanztrainer aus Toronto, verspricht das nicht. Zwar verweist er auf seiner Website auf das Buch „So denken Millionäre“ und die zugehörigen Praxisseminare, doch eines würde der Sohn europäischer Auswanderer niemals behaupten: schnelles Geld zu verdienen sei keine harte Arbeit.
Wer reich werden will, muss wandlungsfähig sein. Um sich wirklich zu verändern, um sich selbst auf den „Millionärskurs“ zu bringen, muss man den psychologischen Finger auf die Wunde legen. Ratgeberbücher haben Ekers Klienten schon viele gelesen. Doch wer immer noch auf dem Hosenboden sitzt und auf den entscheidenden Tritt wartet, ist bei ihm an der falschen Adresse. Sein schmerzhaft-ehrlicher Stil ist es, die Leute aus ihrer „Komfortzone“ zu locken. Nur wer die Ärmel hochkrempelt und sich selbst den Tritt gibt, erreicht seine Ziele.
Jeder Psychologe und Persönlichkeitscoach würde Ekers Ansatz unterstützen: die Weichen für späteres Verhalten werden in der Kindheit gelegt. Finanziell gesprochen meint er damit: Durch ihre kindliche Prägung sei es manchen Menschen bestimmt, reich zu sein. Andere wiederum kämpfen ewig für monetäre Absicherung. Wachsen wir in einem Haushalt auf, in dem Wohlstand positiv bewertet wird, werden wir auch später mit Geld umgehen können. Ist Kapital in der Familie verteufelt, werden wir nie in der Lage sein, finanzielle Mittel langfristig zu halten. So ist unsere Sozialisation, die „Programmierung“, die Ursache unseres Umgangs mit Geld. Verbinden Sie Cash mit Freiheit und Sicherheit, sind Sie psychologisch darauf geeicht, erfolgreich zu sein. Schauen Sie aber unbewusst auf die „Stinkreichen“ herab, so werden Sie niemals langfristig Geld haben.
Diese Erkenntnis, Gefangener der eigenen Konditionierung zu sein, wiegt schwer. Doch sie ist der erste Schritt zur Veränderung. Eker behauptet, „Umprogrammierung“ ist möglich. Anhand von Fallbeispielen seiner Seminarteilnehmer möchte der Finanzcoach beweisen, dass Menschen innerhalb weniger Tage von Pleitegeiern zu angehenden Millionären gereift seien.
Auch die Vorreiter des finanziellen Coachings verfolgten soziopsychologische Ansätze. Schon seit Günter Schmölders’ „Psychologie des Geldes“ aus den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts wird der mentale Wert vom Groschen untersucht und für die eigenen Zwecke eingesetzt. Vielschreiber Robert Kiyosaki führt seit dem Jahr 2000 seinen anfänglich mangelnden finanziellen Erfolg auf die falsche Programmierung in der Kindheit zurück. Und auch Eker stimmt ein: Die Einstellung unserer Eltern hinsichtlich der Finanzen geht auf unser Verhalten über. Zusätzlich bedient sich Eker einer neurolinguistischen Denkweise: wenn man sich nur oft genug sein Ziel wie ein Mantra vorspricht, gelangt es in tiefere Bewusstseinsebenen und kann so starre Verhaltensweisen ändern. Er möchte mit seinen Klienten verkrustete Denkstrukturen aufbrechen. Man könne sich auf diese Weise, so der Experte, finanziell neu konditionieren.
Es sind wirtschaftlich unsichere Zeiten. Die Menschen sehnen sich nach Geborgenheit und materieller Sicherheit. Doch dämmert es ihnen langsam, dass es nicht Vater Staat ist, der für ihre Bedürfnisse in die Bresche springen wird. Das erklärt die Erfolge von Gurus, Talkshows und Ratgeberbüchern zum Thema Geld. Ziemlich clever setzt Eker genau hier an: Nach etwas Selbstüberwindung ist auch der weniger Erfolgreiche bereit dazu, an sich zu arbeiten. Ekers „Millionaire-Mind“-Seminare sind der Schlüssel zum Erfolg. Sein besonderer Vortragsstil verbindet neben dem theoretischen Wissen pragmatische Übungen zum Verinnerlichen der neuen Information. Schon während des Seminars, so behauptet er, gerät der Teilnehmer auf den „Millionärskurs“. Bereits 250.000 Besucher hat er auf seinen Veranstaltungen gezählt. Nun kommt er zum bereits dritten mal nach Deutschland und Sie haben die Möglichkeit T. Harv Eker persönlich kennen zu lernen. Vom 3. bis zum 5. Mai ist der Finanzexperte in Berlin.
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