Es geschah vor sehr, sehr, sehr langer Zeit im alten Persien. Dort lebte eine große, aber sehr, sehr arme Familie. Sie hatten acht Kinder und ihr jüngster Sohn war gerade sechs Jahre alt geworden. Jeden Samstag ließen ihn seine Eltern ganz allein in die Stadt zum Basar gehen, weil sie meinten, er wäre schon groß genug dafür. Aber natürlich schlichen sie ihm heimlich nach, ohne dass er davon wusste. Er besah sich die schönen Kleider, er bestaunte das köstliche Essen, er bewunderte die Diamanten und Edelsteine, aber er konnte sich nichts davon leisten. Er hatte nicht eine einzige Münze in der Tasche, aber er fühlte sich wie ein großer Junge, auf dem Basar mit den ganzen Menschen. So verbrachte er meist eine halbe Stunde und ging dann wieder nach Hause.
Eines Tages kam er wieder auf den Basar und sah, dass gegenüber auf der anderen Straßenseite ungefähr 200 Menschen in einem großen Kreis zusammen standen. Weil er so klein ist, kann er sich problemlos einen Weg bis ganz nach vorn bahnen. Und dort sieht er etwas, wovon er noch nie gehört hat. Da ist ein Zauberer, der Gegenstände aus der Luft materialisiert. Plötzlich ist da ein Kaninchen und genauso plötzlich ist es wieder weg. Er schaut dem Zauberer ein paar Minuten lang zu und dann ruft dieser: „Wir kommen nun zum Ende meiner Vorführung und ich werde euch jetzt meinen besten Trick zeigen“.
Er hält seinen rechten Zeigefinger in die Luft und alle halten die Luft an, als der Finger orangerot zu leuchten beginnt. Alles, was er mit diesem Finger berührt, verwandelt sich in pures Gold. Er berührt einen Stein… und schon wird dieser zu reinem Gold. Er verschenkt ihn, genauso wie einen Oliven-zweig, den er berührt hat und der nun aus reinem Gold besteht.
Alle Zuschauer applaudierten und gingen wieder ihres Wegs, nur der kleine Junge blieb wie versteinert stehen. Der Zauberer räumte seine Utensilien zusammen und fragte ihn: „Na, mein Junge, gefällt dir meine Zauberkunst?“ – „Oh ja“, erwiderte der Junge. Der Zauberer fragte weiter: „Und möchtest du auch ein wenig Gold?“ Der Junge rief begeistert: „Oh ja, bitte, ja, ja!“
Und so erhob der Zauberer seine Hand und der orangerot leuchtende Finger berührte einen Kieselstein, den er dem Jungen mit den Worten überreichte: „Hier, mein Junge, das ist pures Gold.“ Der Junge sagte: „Oh, vielen Dank, vielen, vielen Dank! Aber…“ Der Zauberer fragte: „Aber was?“ – „Ich will mehr.“
„Na schön“, meinte der Zauberer und berührte einen schönen langen Olivenzweig, der sich ebenfalls sofort in reines Gold verwandelte. Er überreichte den Zweig dem Jungen, der sofort wieder ausrief: „Vielen Dank, aber…“
„Aber was?“, brüllte ihn der Zauberer an. „Aber ich will mehr!“ – „Nun gut,“ sagte er und ging zu einem größeren Stein, den der Junge nach Hause rollen konnte. Er berührte den Stein und nach einer Weile wurde der Stein zu purem Gold. Da meinte er zu dem Jungen: „Rolle ihn zu dir nach Hause. Dieses Gold wird deiner Familie für viele Jahre reichen.“ Doch der Junge erwiderte: „Vielen, vielen Dank, aber…“
Der Zauberer rief wieder: „Aber was?“ – „Aber ich will mehr!“ Er fragte: „Was kann ich dir denn noch mehr geben?“ Und der Junge gab zurück: „Ich will den Zauberfinger“.
Wenn ich diese Geschichte meinen Studenten erzähle, sind immer einige dabei, die den Jungen für habgierig halten. Aber nein. Der Junge war nicht habgierig, er war ein Genie.
Das ist der große Fehler, den die meisten Schüler und Studenten begehen. Sie wollen das Gold und nicht den Finger. Das Gold sind die guten Noten, der Finger ist das Wissen. Sie dürfen sich aber nicht auf die guten Noten konzentrieren mit dem Gedanken: „Die brauche ich, um weiterzukommen“. Sie müssen sich auf das Wissen fokussieren.
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