Es ist schon in Ordnung. Sie können es ruhig zugeben. Wir alle wissen, dass das Leben sehr viel einfacher sein könnte, wenn wir uns nicht mit einigen wenigen (oder auch nicht ganz so wenigen) schwierigen Menschen auseinandersetzen müssten, denen wir irgendwie nicht aus dem Weg gehen können. Ich bin mir sicher, Sie wissen genau, wen ich damit so alles meine.
Allerdings ist es nicht in Ordnung, wenn wir auf etwas verzichten, das wir brauchen und wollen oder das uns zusteht, und alles nur wegen der groben, ungehobelten, mürrischen oder teilnahmslosen gewohnheitsmäßigen Verhaltensweisen dieser Menschen. Ja, ich halte deren Verhalten für eine Gewohnheit. Wenn Sie davon genug haben, in deren Spiel mitzuspielen, dann nehmen Sie Ihr Leben selbst in die Hand, indem Sie zunächst einen genauen Blick auf sich selbst werfen! Sie können die anderen nicht verändern, aber Sie können Ihr eigenes Tun und Verhalten diesen Menschen gegenüber verändern – und damit ändert sich letztendlich auch deren Einfluss auf Ihr Leben.
Die gute Nachricht… und die schlechte
Schwierigen Menschen wurde ihre Art sich zu verhalten bereits seit der Kindheit beigebracht. Tatsächlich ihr ganzes Leben lang wurden sie für ihre negativen Verhaltensweisen belohnt. Ein schwieriges Verhalten verschaffte ihnen bereits als Kinder gewisse Vorteile – und was noch wichtiger ist, dasselbe trifft auf sie auch noch im Erwachsenenalter zu.
Ich glaube, dass die meisten von uns mit dem Verlangen und auch der Fähigkeit geboren wurden, zu lieben und geliebt zu werden. Als Kinder lernen wir, auf sprachliche und visuelle Schlüsselreize zu reagieren und wir beginnen damit, unser Verhalten so zu steuern, dass wir die gewünschten positiven Reaktionen hervorrufen. Kinder, denen es gelingt, ihre Eltern zu manipulieren, lernen schon bald, sich an Gefühlen der Macht und der Kontrolle über andere zu erfreuen.
Im Spiel des Lebens geht es grundsätzlich darum, unsere Bedürfnisse zu befriedigen. Und wir alle haben darin eine Rolle zu spielen! Wir belohnen schwierige Menschen, wenn wir ihren Bedürfnissen nachgeben. Denken Sie einmal darüber nach. Wenn sich jemand Ihnen gegenüber ständig unangemessen oder inakzeptabel verhält, sollten Sie sich fragen, auf welche Weise Sie sein negatives Verhalten belohnen.
Hier ist ein Beispiel: Helen regt sich jedes Mal auf, wenn Harry erwähnt, dass er gerne Golf spielen möchte. Anstatt sich eine zweistündige Predigt anhören zu müssen, findet er es meist leichter, einfach nur zu Hause zu bleiben. Eines Tages allerdings wird er wütend und wirft ihr vor, immer nur herumzumeckern und kein Verständnis für ihn zu haben. Anstatt darauf zu reagieren, fühlt sich Helen in ihren Gefühlen verletzt, stapft davon und setzt in ihrer Schweigebehandlung aus. Harry nutzt diese „kalte Schulter“ aus und spielt ein paar Runden Golf.
Jennifer holt sich an ihrer neuen Schule dieselbe „Belohnung“. Kaum eines der Kinder redet mit ihr, und manche machen sich sogar über sie lustig. Sie bat darum, während der Pausen im Klassenzimmer bleiben zu dürfen, was die Lehrer aber ablehnten. Schließlich gerät sie in einen Streit und schubst ein anderes Mädchen zu Boden. Die Lehrerin sagt zu Jennifer, dass sich zu prügeln einen Regelverstoß darstellt und dass sie von nun an im Klassenzimmer bleiben muss. Und was lernt Jennifer daraus? Wenn man seine Lehrer höflich fragt, bekommt man nicht, was man will. Wenn man aber jemanden zu Boden stößt, muss man in der Pause nicht mehr nach draußen!
Jedes Mal, wenn wir auf eine andere Person reagieren, bieten sich uns drei Möglichkeiten: 1. Positiv reagieren, 2. negativ reagieren und 3. aus dem Weg gehen oder ignorieren.
Schwierige Menschen betrachten das Aus-aus-dem-Weg-gehen als positive Reaktion. Wenn wir ihr unangemessenes oder inakzeptables Verhalten ignorieren, so werden sie es meistens wiederholen, weil wir ihnen durch unsere Vermeidungshaltung vermitteln, dass wir bereit sind, ihr Verhalten zu akzeptieren.
Was wollen diese Menschen wirklich?
Schwierige Menschen wollen das tun, was sie wollen, und zwar auch wann sie wollen und wie sie es wollen, ohne dabei gestört zu werden. Darüber hinaus erwarten sie auch, dass alle um sie herum sie unterstützen – und sich sogar besonders anstrengen – damit sie ihr Ziel erreichen. Sie können an dieser Erwartungshaltung nichts Unvernünftiges finden. In ihrem Erfahrungsschatz finden sich nur wenige Hinweise darauf, dass ihre Vorgehensweise unpassend ist. Sie haben auch wenig oder gar kein Verlangen danach, ihre Gewohnheiten zu ändern.
Was können wir dagegen tun?
Von schwierigen Menschen lässt sich sehr viel lernen. Wir tolerieren ihr Verhalten und ihre Einstellungen als „Teil des Lebens“, wir halten unsere Gefühle zurück und beißen uns auf die Zunge. Wir machen Zugeständnisse, selbst wenn wir dafür keinerlei Gegenleistung erhalten. Wir gehen sogar dann noch Kompromisse ein, wenn das Ergebnis 90:10 statt 50:50 heißt, und wir stellen sogar unsere eigenen Fähigkeit in Frage, mit anderen in Beziehung zu treten und zu kommunizieren, indem wir uns überlegen, ob es nicht vielleicht an uns selbst liegt.
Da es uns nicht möglich ist, die schwierigen Menschen zu ändern, können wir nur uns selbst und unsere Reaktionsweise auf ihr Verhalten verändern. Um uns einzuschüchtern, zu kontrollieren und andauernd zu ihren Gunsten zu manipulieren, benötigen sie unsere Erlaubnis und Mitwirkung. In den meisten Beziehungen werden wir genau so behandelt, wie wir es den anderen erlauben, mit uns umzugehen.
Die gute Nachricht ist, dass wir wegen dieser Mitverantwortung selbst etwas dafür tun können, Beziehungen einzugehen und aufrechtzuerhalten, in denen wir mit Respekt behandelt werden. Ist das nicht wunderbar? Indem wir uns auf uns selbst und auf die Veränderungen konzentrieren, die wir an unseren eigenen Verhaltensweisen und Reaktionen vornehmen können, beginnen wir damit, selbst darüber zu bestimmen, wie uns andere Menschen behandeln – und zwar ab heute!
Connie Podesta ist eine zertifizierte Therapeutin, lizensierte Beraterin, Bestsellerautorin und Rednerin. Für den Umgang mit schwierigen Menschen empfiehlt sie folgende einfache Aktionsschritte:
- „Denken Sie an zwei schwierige Menschen in Ihrem Leben.
- Beschreiben Sie die Verhaltensweisen dieser Menschen.
- Fragen Sie sich, ob Sie das Verhalten dieser schwierigen Menschen möglicherweise belohnen.
- Würden diese Sie als schwierigen Menschen bezeichnen? Falls dem so ist, wie würden sie es formulieren?